Lustvoll leben mit 80+

Be­richt über die 18. Fach­ta­gung Pal­lia­tive Ger­ia­trie am 6. Ok­to­ber 2023

von Eve­line Harder

Die­ses Jahr lau­tete das mo­ti­vie­rende Motto der Ta­gung „Lust­voll le­ben mit 80+“. Das in­spi­rie­rende Thema bot den Zuhörer:innen, ana­log in der Kon­rad-Ade­nauer-Stif­tung in Ber­lin wie auch di­gi­tal, viele neue Aspekte, wie man als Hochaltrige:r das Le­ben noch ge­nie­ßen kann.

Foto: Kom­pe­tenz­zen­trum Pal­lia­tive Geriatrie

Zu­erst sprach per Vi­deo­schal­tung aus Wien, die Eh­ren­vor­sit­zende Fach­ge­sell­schaft Pal­lia­tive Ger­ia­trie, Pro­fes­so­rin Dr. Ma­rina Ko­jer, in ih­rem Gruß­wort dar­über, wie man das Le­ben als al­ter Mensch freud­voll ge­stal­ten kann. Sie be­rich­tete aus ih­rer ei­ge­nen Er­fah­rung, wie sie mit den Ein­schrän­kun­gen des Al­ters um­geht und wünschte sich mehr Re­spekt ge­gen­über den äl­te­ren Mitbürger:innen, da­mit ein gu­tes Le­ben bis zu­letzt mög­lich ist und die Würde ge­wahrt bleibt.

Über vier The­men soll be­rich­tet wer­den. Pro­fes­sor Dr. Ot­fried Höffe aus Tü­bin­gen sprach über „Die hohe Kunst des Al­terns – eine kleine Phi­lo­so­phie des gu­ten Le­bens“. Er be­gann mit ei­nem Aus­spruch Her­mann Hes­ses: „Mit der Reife wird man im­mer jün­ger“. Um seine Vi­ta­li­tät nicht zu ver­lie­ren, emp­fiehlt er die vier L: Lau­fen – Ler­nen – Lie­ben – La­chen. Wer sich al­ters­ge­rech­ten In­ter­es­sen zu­wen­det, dem ge­lingt es, ein gu­tes Le­ben zu füh­ren. Wir sind nicht so alt im Kopf, wie der Kör­per aus­sieht – ein Re­sü­mee des über 80-jäh­ri­gen Vortragenden.

Ei­nen wei­te­ren Vor­trag hielt die Se­xu­althe­ra­peu­tin und ‑as­sis­ten­tin Ste­pha­nie Klee aus Köln mit dem Ti­tel „Nur ein­mal strei­cheln bitte“. Die Be­dürf­nisse al­ter und be­hin­der­ter Men­schen sind nicht be­schränkt auf „sau­ber, satt und tro­cken“. Viele Be­dürf­nisse ge­hö­ren zum Über­le­ben, näm­lich der Haut­kon­takt, die Be­rüh­rung und die Strei­chel­ein­hei­ten. Ste­pha­nie Klee be­rich­tete aus ih­rem Ar­beits­all­tag in Pfle­ge­hei­men. Je­der Mensch habe ein Recht auf Se­xua­li­tät im Al­ter. Doch da die Bet­ten in den Hei­men 80 cm breit sind, stellt sich eine se­xu­elle Be­tä­ti­gung mehr oder we­ni­ger als schwie­rig dar. Da­her wer­den von den Pfle­ge­hei­men zum Teil Gäs­te­zim­mer zur Ver­fü­gung ge­stellt. Die Kos­ten der Se­xu­al­as­sis­ten­tin wer­den von den Kas­sen übernommen.

Ganz span­nend war der Vor­trag über „Fu­ti­lity“ von Dr. Se­bas­tian Schiel aus Fulda. Fu­ti­lity be­deu­tet Über­the­ra­pie und Über­dia­gnos­tik in der Me­di­zin. Dazu ist fest­zu­hal­ten, dass Pa­ti­en­ten und nicht die La­bor­werte be­han­delt wer­den. Deutsch­land ist welt­weit an ers­ter Stelle für Blut­ab­nah­men. Dr. Schiel zeigte dann die Ur­sa­chen der Über­the­ra­pie auf und stellte fest: Der Pa­ti­ent ist kein Kunde, das Kran­ken­haus kein Wirt­schafts­un­ter­neh­men. Nur in Ab­spra­che mit dem Pa­ti­en­ten wer­den The­ra­pien fest­ge­legt. Er be­en­det das Re­fe­rat mit dem Aus­spruch von Prof. Dr. Wilf­red Druml aus Wien: „Man muss viel wis­sen, um we­nig zu tun.“

Dr. Ro­land Kunz aus Zü­rich er­läu­terte dann in sei­nem Vor­trag „The­ra­pie­zie­län­de­run­gen in der Pal­lia­ti­ven Ger­ia­trie“ der Fach­gruppe Pal­lia­tive Ger­ia­trie, ein Po­si­ti­ons­pa­pier der Deut­schen Ge­sell­schaft für In­nere Me­di­zin (DGIM). Er legte dar, dass das Be­hand­lungs­ziel ge­mein­sam mit dem al­ten Men­schen fest­ge­legt wird und nicht nur nach Dia­gno­sen. Oberste Prio­ri­tät ist der Wille des Patienten.

Foto: Kom­pe­tenz­zen­trum Pal­lia­tive Geriatrie 

Für den Nach­mit­tag wur­den vier Ses­sio­nen an­ge­bo­ten. „Men­schen mit De­menz“ war mein Fa­vo­rit. Hed­wig Neu aus Speyer ging ganz pra­xis­nah vor und übte mit den Teilnehmer:innen Zen­trie­ren, Pa­ra­phra­sie­ren und Mit­schwin­gen. An­schlie­ßend be­rich­tete Chris­tine Vogt, Thea­ter­päd­ago­gin aus Ber­lin, über ihre Ar­beit mit dem De­menz-Thea­ter PAPILLONS und die Fä­hig­keit, am Le­ben teil­zu­neh­men. Sie gab ei­nen span­nen­den Ein­blick in ihr Auf­ga­ben­ge­biet. Ein ge­lun­ge­ner Ab­schluss der Fachtagung.

Am 14. Ok­to­ber 2024 fin­det die 19. Fach­ta­gung statt mit dem Ti­tel „Ak­tiv ge­gen Ein­sam­keit im Al­ter und im Sterben“.

Ein gro­ßer Dank geht an Dirk Mül­ler, MAS Pal­lia­tive Ger­ia­trie Ber­lin, und Bir­git Krug, die wie je­des Mal diese Ta­gung vor­be­rei­te­ten und durchführten.

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blog­bei­trag von Eve­line Harder
zu­letzt über­ar­bei­tet 23.10.2023

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