Learning by doing – der Name ist Programm

Das Be­gleit­pro­gramm „Lear­ning by do­ing“ der Ber­li­ner Stadt­mis­sion schafft Be­geg­nungs­räume für Men­schen mit Mi­gra­ti­ons- und Zu­fluchts­ge­schichte und Men­schen aus der Nach­bar­schaft. Ein Ort, wo nach Hilfe ge­fragt wer­den darf, und Lö­sun­gen ge­fun­den wer­den. Sie un­ter­stüt­zen bei der deut­schen Bü­ro­kra­tie, bie­ten Sprach­coa­chings an und schaf­fen ei­nen Ort für Aus­tausch und Gemeinschaft.

Ein Ge­spräch mit Nina Lenz Ri­vas, der In­itia­to­rin und Lei­te­rin des Begleitprogramms

Nina Lenz Ri­vas, der In­itia­to­rin und Lei­te­rin des Be­gleit­pro­gramms, Foto: Lan­des­netz­werk Bür­ger­en­ga­ge­ment Berlin

Mir hat im­mer et­was ge­fehlt, an den An­ge­bo­ten, die ich bis da­hin ken­nen­ge­lernt habe. Ich hatte den Wunsch nach ei­nem ganz­heit­li­chen An­satz, der alle ein­schließt und auf Au­gen­höhe statt­fin­det“, sagt Nina Lenz Ri­vas wäh­rend sie mich durch die hel­len Räum­lich­kei­ten des Be­gleit­pro­gramms „Lear­ning by do­ing“ der Ber­li­ner Stadt­mis­sion in Span­dau führt. „Ich wollte ei­nen Rah­men schaf­fen, wo sich Men­schen wie in ei­ner gro­ßen Fa­mi­lie auf­ge­ho­ben und un­ter­stützt fühlen.“

Nina Lenz Ri­vas ist In­itia­to­rin und Lei­te­rin des Be­gleit­pro­gramms, das Be­geg­nungs­räume für Men­schen mit Mi­gra­ti­ons- und Zu­fluchts­ge­schichte und Men­schen aus der Nach­bar­schaft schafft. Ein Ort, wo nach Hilfe ge­fragt wer­den darf, und Lö­sun­gen ge­fun­den wer­den. Sie un­ter­stüt­zen bei der deut­schen Bü­ro­kra­tie, bie­ten Sprach­coa­chings an und schaf­fen ei­nen Ort für Aus­tausch und Ge­mein­schaft – sei es beim ge­mein­sa­men Ko­chen, Mu­si­zie­ren oder Bas­teln. An­ge­schlos­sen ist zu­dem ein psy­cho­so­zia­les Prä­ven­ti­ons­pro­jekt. Fi­nan­ziert wird das Be­gleit­pro­gramm durch Mit­tel des Be­zirks­amts Spandau.

Mit al­len Per­so­nen, die zu uns kom­men, füh­ren wir ein Ken­nen­lern­ge­spräch. Wir wol­len ein Ge­fühl für sie be­kom­men, da­mit wir ih­nen ganz­heit­lich hel­fen kön­nen. Wir wol­len die Men­schen in Deutsch­land will­kom­men hei­ßen, un­ter­stüt­zen, sta­bi­li­sie­ren und sie fit ma­chen für das Le­ben hier.“

Foto: Ber­li­ner Stadtmission

Das Be­gleit­pro­gramm zeich­net sich durch meh­rere Merk­male aus: „Das eine ist das team­spe­zi­fi­sche Matching, das heißt, wir bauen keine Ab­hän­gig­keits­be­zie­hun­gen auf, wie sie zum Bei­spiel bei Pa­ten­schafts­pro­jek­ten ent­ste­hen, son­dern wir tei­len die Auf­ga­ben je nach Kom­pe­ten­zen im Team auf. Die ei­nen ge­ben Nach­hilfe, die an­de­ren küm­mern sich um An­träge und wie­der an­dere ge­stal­ten den Koch­abend. Zu­dem ar­bei­ten wir ohne Sprech­zei­ten. Un­sere Tü­ren sind im­mer und für alle ge­öff­net. Wir wol­len Bar­rie­ren ab­bauen, für alle da sein und gleich­zei­tig die Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit je­des Ein­zel­nen för­dern, denn nur so kön­nen Men­schen, die nach Deutsch­land kom­men, ir­gend­wann auf ei­ge­nen Bei­nen ste­hen. Und wir spre­chen un­ter­ein­an­der Deutsch – auch das ist für uns ein zen­tra­ler Schlüs­sel für eine er­folg­rei­che Integration.“

Die freund­li­chen Räum­lich­kei­ten im Be­zirk Span­dau, die an ein La­den­café er­in­nern, ha­ben sie erst vor knapp ei­nem Jahr be­zo­gen und frisch re­no­viert. Die Ge­stal­tung ist be­wusst sehr of­fen, um auch hier Zu­gangs­bar­rie­ren ab­zu­bauen. Ne­ben Ti­schen, Stüh­len, ei­ner So­fa­ecke mit Ka­min fin­det sich hier auch ein Food­s­aver-Re­gal und eine Kleidertauschecke.

Im hin­te­ren Teil fin­det sich ein wei­te­rer gro­ßer Raum, mit Spiel­sa­chen und ei­nem Wand­re­gal mit Bil­dungs­ma­te­ria­lien, wo Nach­hilfe an­ge­bo­ten wird. Da­ne­ben fin­det sich ein wei­te­rer Raum, in dem die psy­cho­so­ziale Be­ra­tung stattfindet.

Gruppenbild vor den Rämlichkeiten des Begleitprogramms in Spandau

Foto: Ber­li­ner Stadtmission

Ak­tu­ell kom­men Men­schen aus rund 55 Na­tio­nen zu uns, die von rund 145 Eh­ren­amt­li­chen be­glei­tet wer­den. Das eh­ren­amt­li­che En­ga­ge­ment hal­ten wir be­wusst fle­xi­bel: Du kannst dich re­gel­mä­ßig bei uns en­ga­gie­ren, aber auch nur für ei­nen kur­zen Zeit­raum. Es kom­men zum Bei­spiel Stu­die­rende zu uns, die sa­gen, sie ha­ben jetzt drei Mo­nate Zeit und wür­den gerne et­was ma­chen. Man­che ge­hen an­schlie­ßend in eine an­dere Stadt oder ins Aus­land, wol­len aber wei­ter­hin di­gi­tal un­ter­stüt­zen. Wir schauen dann, wie wir das or­ga­ni­sie­ren kön­nen. In der heu­ti­gen schnell­le­bi­gen Zeit, in der sich Le­bens­um­stände sehr schnell än­dern, ist das ge­rade in un­se­rem Be­reich, wo wir auf eh­ren­amt­li­che Un­ter­stüt­zung an­ge­wie­sen sind, sehr wichtig.“

Seit 2017 wird das Be­geg­nungs­pro­jekt vom Be­zirks­amt Span­dau fi­nan­zi­ell ge­för­dert. Auch für das kom­mende Jahr ist die Wei­ter­för­de­rung ge­si­chert. Doch die ak­tu­ell an­ge­kün­dig­ten mas­si­ven Kür­zun­gen im so­zia­len Be­reich, die auch Pro­jekte in Span­dau be­tref­fen, ma­chen Nina Lenz Ri­vas große Sorgen.

Es wird im Mo­ment an Stel­len ge­spart, wo nicht ge­spart wer­den dürfte, weil wir uns da­mit ein Ei­gen­tor schie­ßen. Es wer­den wei­ter­hin Men­schen zu uns kom­men. Men­schen, die ihr Hei­mat­land ver­las­sen, lei­den große Not – sei es auf­grund von Krie­gen, Hun­ger oder Le­bens­be­din­gun­gen, die un­mensch­lich sind. Diese Not ist grö­ßer als die Gren­zen, die er­baut wer­den. Die Po­li­tik denkt kurz­fris­tig und er­schafft da­durch Lü­cken, die nicht so schnell ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Gute Pro­jekte brau­chen Zeit und kön­nen nicht von heute auf mor­gen aus dem Bo­den ge­stampft werden.“

Doch Nina Lenz Ri­vas ist keine Per­son, die auf­gibt, son­dern im­mer auf der Su­che nach Lö­sun­gen ist und da­bei ein enor­mes Durch­hal­te­ver­mö­gen auf­weist. Dies zeigte sich be­reits 2017, als es um die fi­nan­zi­elle För­de­rung des Be­gleit­pro­gramms ging und sie sich un­er­müd­lich für ihre Idee stark machte. Mit Er­folg bis heute.

Das ist eine Her­zens­ar­beit für mich. Das ge­samte Be­gleit­pro­gramm und alle Men­schen, die ein Teil da­von sind, sind für mich wie eine große Fa­mi­lie. Dar­aus schöpfe ich je­den Tag meine Kraft und ich bin dank­bar für diese Aufgabe.“

 


 

Foto: Ber­li­ner Stadtmission

Und ein Auf­ruf zum Abschluss:

Seit Jah­ren möchte Nina Lenz Ri­vas eine Trom­mel­gruppe auf die Beine stel­len. Bis­her ist es noch nicht gelungen.

Falls Du dich an­ge­spro­chen fühlst, freut sich das Be­gleit­pro­gramm über Dei­nen An­ruf: www.berliner-stadtmission.de/begleitprogramm

 

Mitmachen

 

 

Print Friendly, PDF & Email