Manchmal muss man aufmüpfig sein“

Seit 2011 en­ga­giert sich To­bias Baur im Spre­cher­rat des Lan­des­netz­wer­kes Bürgerengagement.

Von Hel­mut Herold

Foto: pri­vat

To­bias Baur ist ein an­ge­neh­mer Ge­sprächs­part­ner. Fra­gen be­ant­wor­tet er freund­lich und kennt­nis­reich. Er weiß un­heim­lich viel über ge­schicht­li­che Ab­läufe und kennt jede Menge Men­schen, die auf sei­nem Spe­zi­al­ge­biet tä­tig sind: dem Ein­satz für De­mo­kra­tie und Men­schen­rechte. Der Di­plom­ver­wal­tungs­wis­sen­schaft­ler ist ein Netz­wer­ker wie aus dem Bil­der­buch. Kein Wun­der also, dass er seit 2011 dem Spre­cher­rat des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment angehört.

Im Lan­des­netz­werk ver­tritt To­bias Baur die Hu­ma­nis­ti­sche Union. Schon als Stu­dent in Frei­burg wurde er Mit­glied der Or­ga­ni­sa­tion, die sich bun­des­weit für Men­schen­würde, Bür­ger­rechte und De­mo­kra­tie ein­setzt. Auch To­bias Baur wollte dazu bei­tra­gen, dass eine sich selbst er­mäch­ti­gende Bür­ger­ge­sell­schaft ent­steht. Seit 2009 ge­hört er dem Bun­des­vor­stand der Hu­ma­nis­ti­schen Union an.

Die Hu­ma­nis­ti­sche Union ist ra­di­kal­de­mo­kra­tisch“, sagt To­bias Baur. Sie tritt ein für die Wah­rung von Min­der­hei­ten­rech­ten, die Schaf­fung von Mit­spra­che­mög­lich­kei­ten und den Dia­log zwi­schen den Welt­an­schau­un­gen und Re­li­gio­nen. Sie ist pa­zi­fis­tisch und frie­dens­be­wegt. Für diese Ziele hat die Hu­ma­nis­ti­sche Union schon vie­les be­wegt. Sie führt Dis­kus­sio­nen zu wich­ti­gen ge­sell­schaft­li­chen Fra­gen und gibt Stel­lung­nah­men ab, etwa zur Ster­be­hilfe oder zu Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen. „Au­ßer­dem ha­ben wir die Mög­lich­keit zu kla­gen“, so To­bias Baur, „und wir nut­zen diese Möglichkeit.“

Und was be­deu­tet Hu­ma­nis­mus für ihn ganz kon­kret? „Je­den ein­zel­nen Men­schen an­zu­er­ken­nen, so wie er ist.“ Je­der Mensch habe die glei­chen Rechte. Wich­tig und un­ver­zicht­bar sei es, zu­zu­hö­ren und an­dere Mei­nung zu ak­zep­tie­ren. „Auch wenn das nicht im­mer ein­fach ist.“ Ihn är­gert, dass völ­ki­sches Den­ken um sich greift und Rechts­po­pu­lis­ten in Par­la­men­ten rum­kra­ke­len. Das sei das Ge­gen­teil von Humanismus.

Hu­ma­nis­mus hat für To­bias Baur ei­nen kla­ren Be­zug zum All­tag der Men­schen. Seit 2007  ist er Ko­or­di­na­tor der Ber­li­ner Mo­bi­li­täts­hil­fe­dienste. Da­von gibt es 13 in der Stadt, die von acht Or­ga­ni­sa­tio­nen be­trie­ben wer­den. Die Mo­bi­li­täts­hil­fe­dienste wen­den sich an Men­schen, die in ih­rer Mo­bi­li­tät be­ein­träch­tigt sind und auf­grund von Al­ter, Be­hin­de­rung oder Krank­heit ihre Woh­nung nicht mehr aus ei­ge­ner Kraft ver­las­sen können.

Die Hu­ma­nis­ti­sche Union hat ih­ren Sitz im Haus der De­mo­kra­tie und Men­schen­rechte an der Greifs­wal­der Straße 4. Die­ser Schmelz­tie­gel von Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen ent­stand im De­zem­ber 1989. Da­mals war das Ge­bäude der ehe­ma­li­gen SED-Kreis­lei­tung Mitte an der Fried­rich­straße 165 den Bür­ger­recht­lern der DDR über­las­sen wor­den. 1999 muss­ten sie dort aber raus und fan­den an der Greifs­wal­der Straße 4 ein neues Do­mi­zil. To­bias Baur hat die Ent­wick­lung des Hau­ses der De­mo­kra­tie haut­nah mit­er­lebt und kann viel dar­über er­zäh­len. Bis 2004 war er Vor­stand der Stif­tung, der das Haus ge­hört. In­zwi­schen sitzt er in Stiftungskuratorium.

Im Haus der De­mo­kra­tie und Men­schen­rechte lernte To­bias Baur auch Ca­rola Schaaf-De­richs ken­nen, die Ge­schäfts­füh­re­rin des Lan­des­frei­wil­li­genagen­tur Ber­lin. „Seit­her ar­bei­ten wir eng und ver­trau­ens­voll zu­sam­men.“ So auch im Spre­cher­rat des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment. Der trifft sich vier- bis fünf­mal im Jahr, um die The­men für die Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen zu be­spre­chen und in­ter­es­sante Ge­sprächs­part­ner ein­zu­la­den. Au­ßer­dem hal­ten die Mit­glie­der des Spre­cher­ra­tes en­gen Kon­takt zum Aus­schuss für Bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment und Par­ti­zi­pa­tion im Abgeordnetenhaus.

Für To­bias Baur gibt es drei Gründe, warum so­ziale Or­ga­ni­sa­tio­nen, en­ga­gierte Un­ter­neh­men und  bür­ger­nahe Ver­wal­tun­gen Mit­glied im Lan­des­netz­werk sein soll­ten: die ge­gen­sei­tige In­for­ma­tion („denn viele ha­ben ähn­li­che Pro­bleme“), die ge­mein­same In­ter­es­sen­ver­tre­tung nach in­nen und au­ßen so­wie die Ent­wick­lung neuer En­ga­ge­ment­fel­der. „Al­lein schafft das kei­ner.“ In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind zahl­rei­che neue Mit­glie­der hin­zu­ge­kom­men, der­zeit sind es 83.

De­mo­kra­tisch. En­ga­giert!“ lau­tete das Motto des Lan­des­netz­wer­kes in die­sem Jahr. „Das be­deu­tet zum ei­nem, sich für die De­mo­kra­tie selbst zu en­ga­gie­ren“, er­klärt To­bias Baur. Zum an­de­ren gehe es darum, dass die Mit­ar­beit in Ver­ei­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen wei­ter de­mo­kra­ti­siert wer­den müsse. Auch Eh­ren­amt­li­che hät­ten ein Recht auf Teil­habe. Oft wüss­ten Ver­eins­mit­glie­der nicht, was der Vor­stand tut. „Da ist mehr Trans­pa­renz nö­tig und Be­tei­li­gung und auch Spaß“, sagt To­bias Baur. „Mit die­sen For­de­run­gen kann ich an­dere manch­mal ganz schön nerven.“

Apro­pos Spaß: To­bias Baur hat ein Fai­ble für die his­to­ri­sche Fi­gur des Till Eu­len­spie­gel. Er sam­melt Li­te­ra­tur über den Spaß­vo­gel aus dem 16. Jahr­hun­dert. Was ihm an Eu­len­spie­gel fas­zi­niert? Da muss er nicht lange über­le­gen: „Das An­ar­chi­sche.“ Man dürfe nicht al­les so ernst neh­men. Und manch­mal müsse man auf­müp­fig sein. Das kann To­bias Baur gut.

In die­sem Jahr ste­hen für ihn zwei wich­tige Ju­bi­läen an: Im Au­gust wird er 60 Jahre alt. Und am 21. De­zem­ber be­steht das Haus der De­mo­kra­tie 30 Jahre. Bei­des gute Gründe, zu fei­ern. Herz­li­chen Glückwunsch!

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blog­bei­trag von Hel­mut Herold
zu­letzt über­ar­bei­tet 14.07.2019

 

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