Hendrikje Klein zur Berliner Engagementstrategie

Das Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin befragt in loser Folge Politiker:innen im Abgeordnetenhaus zur Berliner Engagementstrategie. Heute antwortet Hendrikje Klein, Sprecherin für Bürgerbeteiligung und Engagement der Fraktion Die Linke.

Frau Klein, Sie ha­ben sich im Aus­schuss für bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment und Par­ti­zi­pa­tion für eine Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie ein­ge­setzt. Wozu braucht un­sere Stadt eine sol­che Strategie?

Foto: Hen­drikje Klein

Ber­lin ist eine Stadt des Eh­ren­amts. Um bes­sere Rah­men­be­din­gun­gen für zi­vil­ge­sell­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen, In­itia­ti­ven so­wie Eh­ren­amt­li­che zu er­rei­chen, müs­sen wir die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen der Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie 2020–2025 umsetzen.

Wie in Ber­lin das En­ga­ge­ment sei­ner Bürger:innen zum Zu­sam­men­le­ben bei­trägt, ist deut­lich ge­wor­den in den Will­kom­mens-In­itia­ti­ven zur Un­ter­stüt­zung von Ge­flüch­te­ten ab 2015 und durch die Un­ter­stüt­zungs­struk­tu­ren jetzt in der ak­tu­el­len Pandemie.

Die Auf­merk­sam­keit auf de­ren groß­ar­tige Ar­beit hat ei­nen enor­men Schub in der Dis­kus­sion über frei­wil­li­ges En­ga­ge­ment im All­ge­mei­nen aus­ge­löst und der viel­fäl­ti­gen En­ga­ge­ment­land­schaft in Ber­lin eine grö­ßere Be­ach­tung be­schert. Gleich­zei­tig wuchs aber auch der Re­spekt vor den kom­ple­xen Pro­zes­sen. Ge­rade Ber­lin als eine Stadt im ste­ti­gen Wan­del, steht hier vor gro­ßen Herausforderungen.

Was hal­ten Sie für be­son­ders ge­lun­gen an der En­ga­ge­ment­stra­te­gie und wo se­hen Sie der­zeit den größ­ten Hand­lungs­be­darf bei ih­rer Umsetzung?

Ich finde es sehr gut, dass die En­ga­ge­ment­stra­te­gie alle Berliner:innen in den Blick nimmt, nie­man­den aus­grenzt und so­gar gleich zu Be­ginn den Zu­gang zum En­ga­ge­ment er­leich­tern will. Alle Hand­lungs­emp­feh­lun­gen sind wich­tig! Den größ­ten Hand­lungs­be­darf sehe ich in der Si­che­rung der In­fra­struk­tur wie Stadt­teil­zen­tren und Frei­wil­li­genagen­tu­ren und in der Di­gi­ta­li­sie­rung. Au­ßer­dem müs­sen wir al­les da­für tun, dass die Stra­te­gie nicht in der Schub­lade lan­det. Sie wurde par­ti­zi­pa­tiv er­ar­bei­tet und ge­hört umgesetzt!

In der Stra­te­gie wird emp­foh­len, das Lan­des­netz­werk Bür­ger­en­ga­ge­ment Ber­lin zu för­dern. Wie sollte Ih­rer Mei­nung nach ein sol­che För­de­rung aussehen?

DIE LINKE wird sich in den Haus­halts­be­ra­tun­gen für den Dop­pel­haus­halt 2022/23 für die­sen Punkt der En­ga­ge­ment­stra­te­gie im Rah­men der ver­füg­ba­ren Mit­tel ein­set­zen. Ein Ver­spre­chen kön­nen wir al­ler­dings nicht ab­ge­ben, da pan­de­mie­be­dingt der ver­füg­bare Rah­men noch nicht ab­schlie­ßend ab­ge­schätzt wer­den kann. Grund­sätz­lich un­ter­stüt­zen wir das in­halt­li­che An­lie­gen, denn auch ge­rade die Pan­de­mie zeigt, wie wich­tig ein gu­tes Zu­sam­men­spiel von Eh­ren­amt und Haupt­amt ist. Und das Eh­ren­amt braucht eben auch eine haupt­amt­li­che Struk­tur zur Stabilität.

Wie schät­zen Sie die Be­deu­tung des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment für die Ak­ti­vie­rung der Zi­vil­ge­sell­schaft und für die Stär­kung der De­mo­kra­tie ein?

Ich möchte hier keine No­ten ver­tei­len, das steht mir gar nicht zu. Ich schätze das Lan­des­netz­werk sehr, da es sehr breit auf­ge­stellt ist und lö­sungs­ori­en­tiert wich­tige Fra­gen zum En­ga­ge­ment be­ar­bei­tet, das ist seine Stärke. Ich ar­beite im­mer gern mit den Mit­glie­dern zu­sam­men und freue mich auf den wei­te­ren Aus­tausch zu ak­tu­el­len The­men. Seine Un­ab­hän­gig­keit macht das Lan­des­netz­werk zu ei­nem wert­vol­len Partner.

Ber­lin ist Eu­ro­päi­sche Frei­wil­li­gen­haupt­stadt 2021. Was sollte Ih­rer Mei­nung nach in die­sem Jahr ge­sche­hen, um die­sem Ti­tel ge­recht zu werden?

Es ist eine große Her­aus­for­de­rung, un­ter den pan­de­mie­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen das Ganze zum Le­ben zu er­we­cken. Wich­tig ist vor al­lem das Sicht­bar­ma­chen von En­ga­ge­ment. Jede:r Berliner:in sollte über das Thema stän­dig stol­pern. Doch wie ge­sagt, das ist sehr schwer zur­zeit. Gleich­zei­tig sollte die Stadt Ber­lin in die­sem Jahr mehr als sonst noch DANKE sa­gen! An­er­ken­nung und Wert­schät­zung fal­len un­ter uns Berliner:innen gern mal un­ter den Tisch. Ber­lin kann ja mal eine Dan­kes­tour mit al­len Senator:innen und Bezirksbürgermeister:innen ma­chen, co­ro­na­ge­recht na­tür­lich. Diese Pan­de­mie darf nicht dazu füh­ren, dass alle sich verkriechen.

In wel­chen Be­rei­chen en­ga­gie­ren Sie sich selbst bürgerschaftlich? 

Ich bin ein­fa­ches Mit­glied in meh­re­ren Ver­ei­nen. Da ich al­ler­dings auch Haus­halts­po­li­tik ma­che, bleibt es auch beim ein­fa­chen Mit­glied, da­mit ich nicht in Interessenkonflikte­ komme. An­sons­ten kaufe ich gern mal le­cker ein für den Tagestreff­ für Ob­dach­lose am Bahn­hof Lich­ten­berg oder or­ga­ni­siere Spen­den­ak­tio­nen. Auf­ge­wach­sen bin ich mit dem En­ga­ge­ment ge­gen Ras­sis­mus und Fa­schis­mus, das wird mich im­mer be­glei­ten. Stark en­ga­giert habe ich mich in der Mi­lieu­schutz­in­itia­tive für den Weit­ling­kiez in Lich­ten­berg, wir ha­ben es auch ge­schafft. Ak­tu­ell sammle ich Un­ter­schrif­ten für das Volks­be­geh­ren Deut­sche Woh­nen und Co. ent­eig­nen.

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