Empowerment für Menschen mit Behinderung

von Eve­line Harder

Fran­ziska Keil und Mi­chel Han en­ga­gie­ren sich in der Be­ra­tungs­stelle FROZEN. Foto: As­trid Goeke

Im Au­gust hatte ich die Mög­lich­keit, ein län­ge­res Te­le­fon­in­ter­view mit As­trid Go­eke, Ko­or­di­na­to­rin im Be­treu­ten Ein­zel­woh­nen des UNIONHILFSWERK, ei­nes gro­ßen so­zia­len Trä­gers in Ber­lin, zu füh­ren. Sie lei­tet seit 2018 (Grün­dung) auch die Be­ra­tungs­stelle FROZEN vom Uni­onhilfs­werk. FROZEN ist eine Ver­trau­ens­stelle für Men­schen mit Be­hin­de­rung, die Un­ge­rech­tig­kei­ten oder se­xu­elle Ge­walt er­lebt ha­ben. Zwei Mit­ar­bei­ter ste­hen ihr zur Seite: die Frau­en­be­auf­tragte Fran­ziska Keil und der eh­ren­amt­li­che Män­ner­be­auf­tragte Mi­chel Han. Die Mit­ar­bei­ter ken­nen sich per­sön­lich mit der The­ma­tik aus und ha­ben selbst eine Be­hin­de­rung. Ziel ist es, dass sich be­hin­derte Men­schen an je­man­den wen­den kön­nen, der sie nicht nur theo­re­tisch ver­steht und ih­nen hel­fen kann, son­dern der ihre Be­lange und Le­bens­um­stände kennt.

Zur­zeit ist man da­bei, das Pro­jekt FROZEN in al­len Ein­rich­tun­gen und Hei­men des UNIONHILFSWERK vor­zu­stel­len, um den Be­tei­lig­ten Hilfe an­zu­bie­ten. So kom­men Kon­takte zu­stande und Ein­zel­ter­mine kön­nen ver­ge­ben wer­den. All­ge­mein wer­den Sprech­stun­den je­den 1. Mitt­woch im Mo­nat von 15 bis 17 Uhr in der FROZEN Ver­trau­ens- und Be­ra­tungs­stelle in der Bo­chu­mer Straße 26, 10555 Ber­lin angeboten.

Men­schen mit Be­hin­de­run­gen ha­ben es schwe­rer, sich zu weh­ren, er­le­ben manch­mal se­xu­elle Ge­walt schon von klein auf. Kör­per­gren­zen wer­den auf­grund der Be­hin­de­rung über­schrit­ten und Über­griffe pas­sie­ren im nor­ma­len All­tag. Ko­gni­tiv sind ei­nige auch nicht in der Lage, die über­grif­fige Si­tua­tion ein­zu­ord­nen und zu ver­hin­dern. Es kön­nen Pro­bleme mit Kol­le­gen oder dem Va­ter auf­tre­ten und ein Ge­walt­po­ten­tial in der Fa­mi­lie herr­schen. Die so­ge­nannte „Schat­ten­pan­de­mie“ ver­stärkt die Span­nung zu Hause. Es gibt keine Flucht­mög­lich­kei­ten für die Be­trof­fe­nen, das Ab­gren­zungs­po­ten­zial ist ge­ring und die Scham hoch, sich hier zu öff­nen und dar­über zu spre­chen. Da­mit das nicht ver­tuscht wird, soll den Be­trof­fe­nen ge­zeigt wer­den, wie sie aus der Mi­sere herauskommen.

Hier zu ver­mit­teln, „nein“ zu sa­gen und sich ab­zu­gren­zen ist die Auf­gabe der Frauen- und des Män­ner­be­auf­trag­ten in die­sem Be­reich. Sie wol­len das Selbst­ver­trauen der Be­trof­fe­nen stär­ken, da­mit diese er­ken­nen, was der nächste Schritt sein kann, wo sie Hilfe fin­den und wel­che Be­ra­tungs­stel­len sie ein­schal­ten können.

Wei­tere In­for­ma­tio­nen zum Thema gibt es hier: https://blog.unionhilfswerk.de/360-grad/nein-heisst-nein-warum-wir-uns-in-der-behindertenhilfe-mit-sexualisierter-gewalt-beschaeftigen-muessen/

Mitmachen

LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blog­bei­trag von Eve­line Harder
zu­letzt über­ar­bei­tet 24.09.2020

 

Print Friendly, PDF & Email