Emine Demirbüken-Wegner zur Berliner Engagementstrategie

Das Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin befragt in loser Folge Politiker:innen im Abgeordnetenhaus zur Berliner Engagementstrategie. Heute antwortet Emine Demirbüken-Wegner, Sprecherin für Partizipation und Beteiligung der CDU-Fraktion. 

Frau Demir­bü­ken-Weg­ner, Sie ha­ben sich im Aus­schuss für Bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment und Par­ti­zi­pa­tion für eine Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie ein­ge­setzt. Wozu braucht un­sere Stadt eine sol­che Strategie?

Foto: Hol­lin

Be­reits 2017 hat meine Frak­tion mit dem An­trag 18/0301 eine En­ga­ge­ment­stra­te­gie für das Land Ber­lin ein­ge­for­dert. Erst 18 Mo­nate spä­ter zog die Re­gie­rungs­ko­ali­tion nach. Da­mit wurde wert­volle Zeit ver­tan, noch in die­ser Le­gis­la­tur mit der Um­set­zung ei­ner ge­samt­städ­ti­schen Stra­te­gie zu be­gin­nen, die den not­wen­di­gen Rah­men vor­gibt so­wie die Per­spek­ti­ven zi­vil­ge­sell­schaft­li­chen En­ga­ge­ments aufzeigt.

Durch das Feh­len die­ser Eh­ren­amts­stra­te­gie über mehr als drei Jahre hin­weg kam der Se­nat in vie­len Be­rei­chen in Ver­zug, weil es keine Ziel­vor­ga­ben zur Si­che­rung und Wei­ter­ent­wick­lung von Struk­tu­ren und In­hal­ten gab. Das hat die Eh­ren­amts­ar­beit sta­gnie­ren las­sen. Als Bei­spiele will ich hier be­nen­nen die Wei­ter­ent­wick­lung der Eh­ren­amts­karte, der An­er­ken­nungs­kul­tur, so­wie die Si­che­rung der In­fra­struk­tur. Die Di­gi­ta­li­sie­rung wurde prak­tisch nicht in An­griff ge­nom­men, was sich bei Aus­bruch der Pan­de­mie als sehr hin­der­lich er­wie­sen hat.

Was hal­ten Sie für be­son­ders ge­lun­gen an der En­ga­ge­ment­stra­te­gie und wo se­hen Sie der­zeit den größ­ten Hand­lungs­be­darf bei ih­rer Umsetzung?

Die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen des Se­nats sind von dem Be­mü­hen ge­prägt, alle Be­rei­che der Eh­ren­amts­ar­beit auf­zu­neh­men und mit ent­spre­chen­den Emp­feh­lun­gen zu un­ter­set­zen. Viele die­ser Emp­feh­lun­gen sind Er­geb­nis der in­ten­si­ven Dis­kus­sio­nen im Aus­schuss für Bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment und Par­ti­zi­pa­tion des Ab­ge­ord­ne­ten­hau­ses. Das ist zu begrüßen.

Als be­son­dere Her­aus­for­de­rung für die Lan­des­re­gie­rung in der Um­set­zung sehe ich die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zur Di­gi­ta­li­sie­rung so­wie zur Stär­kung der In­fra­struk­tur. Sehr in­no­va­tiv sind die Emp­feh­lun­gen zur Zi­vil­ge­sell­schafts­for­schung. Das ist im Land Ber­lin seit lan­gem überfällig.

In der Stra­te­gie wird emp­foh­len, das Lan­des­netz­werk Bür­ger­en­ga­ge­ment Ber­lin zu för­dern. Wie sollte Ih­rer Mei­nung nach ein sol­che För­de­rung aussehen?

Zur Stär­kung der in­halt­li­chen Ar­beit des Lan­des­netz­wer­kes ha­ben wir als Frak­tion viele An­träge ein­ge­bracht – z.B. Fo­rum des Eh­ren­amts, Ver­net­zung, Ko­or­di­nie­rung, Ko­or­di­nie­rungs­stelle, Fort- und Wei­ter­bil­dung, Hauptamt/Ehrenamt. Des­halb wer­den wir uns ei­ner be­darfs­ge­rech­ten För­de­rung des Lan­des­netz­wer­kes im kom­men­den Dop­pel­haus­halt nicht ver­schlie­ßen. Ich gehe da­von aus, dass das Lan­des­netz­werk im Vor­feld der Haus­halts­be­ra­tun­gen dazu den Ab­ge­ord­ne­ten al­ler Frak­tio­nen seine fi­nan­zi­el­len Vor­stel­lun­gen be­nen­nen wird. Ent­spre­chend die­ses An­trags wer­den sich die Haus­häl­ter mei­ner Frak­tion da­mit aus­ein­an­der­set­zen. Es wäre gut, vom Lan­des­netz­werk dazu vor­her eine Kon­zep­tion zu erhalten.

Wie schät­zen Sie die Be­deu­tung des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment für die Ak­ti­vie­rung der Zi­vil­ge­sell­schaft und für die Stär­kung der De­mo­kra­tie ein?

In den letz­ten Jah­ren ent­stan­den viele un­ter­schied­li­che For­men der Be­tei­li­gung und des eh­ren­amt­li­chen En­ga­ge­ments mit un­ter­schied­li­chen In­hal­ten und Ziel­set­zun­gen. Hier fach­kom­pe­tente Un­ter­stüt­zung in Fra­gen der Ko­or­di­nie­rung, Ver­net­zung, In­no­va­tion und Wei­ter­bil­dung zu leis­ten, ist das Ge­bot der Stunde. Diese Auf­ga­ben hat das Lan­des­netz­werk er­folg­reich mit viel En­er­gie und gu­ten Ideen über­nom­men. Es leis­tet da­mit ei­nen un­ver­zicht­ba­ren Bei­trag zur De­mo­kra­tie­för­de­rung; denn Par­ti­zi­pa­tion und Stär­kung der Par­ti­zi­pa­ti­ons­pro­zesse be­deu­ten letzt­end­lich mehr De­mo­kra­tie und Teil­habe für die Men­schen in un­se­rer Stadt.

Ber­lin ist Eu­ro­päi­sche Frei­wil­li­gen­haupt­stadt 2021. Was sollte Ih­rer Mei­nung nach in die­sem Jahr ge­sche­hen, um die­sem Ti­tel ge­recht zu werden?

Der Ti­tel Eu­ro­päi­sche Frei­wil­li­gen­haupt­stadt 2021 ist Eh­rung und Ver­pflich­tung zu­gleich. Des­halb soll­ten vor al­lem seit lan­gem an­lie­gende Fra­gen und Pro­bleme ge­löst wer­den. Dazu ge­hö­ren für mich ein Mo­bi­li­täts­zu­schlag für die vie­len eh­ren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fer, die weite An­fahrts­wege zu be­wäl­ti­gen ha­ben, so­wie kos­ten­lose Mo­nats­ti­ckets für junge Men­schen, die ei­nen Frei­wil­li­gen­dienst ab­leis­ten. In die­sem Zu­sam­men­hang halte ich es für drin­gend not­wen­dig, das FSJ über Lan­des­mit­tel ab­zu­si­chern, wie das be­reits in zehn an­de­ren Bun­des­län­dern gute Pra­xis ist.

In wel­chen Be­rei­chen en­ga­gie­ren Sie sich selbst bürgerschaftlich? 

Wie Sie wis­sen, ist es ori­gi­näre Auf­gabe der Ab­ge­ord­ne­ten sich für die Be­lange der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ein­zu­set­zen. Vor die­sem Hin­ter­grund habe ich ins­be­son­dere den Schul­ter­schluss mit vie­len Bür­ger­initia­ti­ven mei­nes Wahl­krei­ses ge­sucht und ge­fun­den von Klein­gar­ten­an­lie­gen über Flücht­lings­un­ter­brin­gung bis hin zur Wei­ter­ent­wick­lung des Flug­ha­fens Te­gel. Ob zu Park­bän­ken, Ver­kehrs­fra­gen, bei Ver­mül­lung­s­är­ger oder An­lie­gen von Schu­len, Ki­tas und Sport­ver­ei­nen – ich bin sehr froh dar­über, dass ich für viele Men­schen An­sprech­part­ne­rin war und bin und ih­nen bei der Lö­sung ih­rer Pro­bleme jetzt und zu­künf­tig be­hilf­lich sein kann.

Dar­über hin­aus en­ga­giere ich mich eh­ren­amt­lich in un­ter­schied­li­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­nen. So bin ich als Vor­sit­zende des Ku­ra­to­ri­ums der Ber­li­ner Krebs­ge­sell­schaft ak­tiv, Bei­rats­mit­glied im Pro­jekt CURA – Op­fer­fonds Rechte Ge­walt der Ama­deu An­to­nio Stif­tung und lang­jäh­ri­ges Mit­glied der Kon­rad-Ade­nauer-Stif­tung.

Zum Schluss möchte ich Ih­nen ans Herz le­gen: be­su­chen Sie mich gern auf mei­ner Home­page, wenn Sie mehr über meine viel­fäl­ti­gen Ak­ti­vi­tä­ten und In­itia­ti­ven wis­sen möch­ten. Meine In­t­ner­net-Adresse lau­tet www.emine-dw.de.

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