Auf dem Weg zur Umsetzung der Berliner Engagementstrategie

Die Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung und die Richt­li­nien der Re­gie­rungs­po­li­l­tik 2021–2026 ent­hal­ten ein kla­res Be­kennt­nis zur Um­set­zung der Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie und zum Aus­bau der en­ga­ge­ment­för­dern­den In­fra­struk­tur. Was noch fehlt ist ein Umsetzungskonzept.

Von Da­niel Büchel

Die Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie 2020–2025 mit ih­ren 100 Hand­lungs­emp­feh­lun­gen wur­den Ende De­zem­ber 2020 ver­ab­schie­det und die Er­ar­bei­tung ei­nes Um­set­zungs­kon­zep­tes be­schlos­sen. Die­ses gibt es noch nicht.

Die Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung und die Richt­li­nien der Re­gie­rungs­po­li­l­tik 2021–2026 ent­hal­ten ein kla­res Be­kennt­nis zur Um­set­zung der Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie und zum Aus­bau der en­ga­ge­ment­för­dern­den In­fra­struk­tur. Da­bei wird die zen­trale Be­deu­tung von En­ga­ge­ment für eine of­fene Ge­sell­schaft be­nannt: „Frei­wil­li­ges En­ga­ge­ment und Bür­ger­be­tei­li­gung sind sys­tem­re­le­vant für un­sere De­mo­kra­tie.“ En­ga­ge­ment­för­de­rung wird als De­mo­kra­tie­för­de­rung ver­stan­den und die Ver­an­ke­rung in der Lan­des­ver­fas­sung als Staats­ziel an­ge­strebt. Die neue Staats­se­kre­tä­rin für En­ga­ge­ment- und De­mo­kra­tie­för­de­rung, Ana-Ma­ria Trăs­nea, be­rich­tete aus ei­ge­nen En­ga­ge­men­ter­fah­run­gen in Ber­lin: „Ich er­lebte ei­nen de­mo­kra­ti­schen Raum, in dem Bür­ger et­was zu sa­gen ha­ben. Das En­ga­ge­ment ver­schaffte mir Zu­gang zu Netz­wer­ken und war der Grund, mich hier hei­misch zu fühlen.“

Die En­ga­ge­ment­stra­te­gie soll um­ge­setzt wer­den un­ter an­de­rem durch die Un­ter­stüt­zung des Lan­des­netz­wer­kes Bür­ger­en­ga­ge­ment Ber­lin mit ei­ner haupt­amt­li­chen Ge­schäfts­stelle, durch die Ein­füh­rung ei­ner En­ga­ge­ment­kon­fe­renz so­wie den Auf­bau und den Er­halt von Frei­wil­li­gen­ko­or­di­na­tio­nen in Ein­satz­fel­dern des En­ga­ge­ments. Au­ßer­dem sol­len zehn neue Stadt­teil­zen­tren ent­ste­hen und die Zu­wen­dungs­ver­fah­ren ent­bü­ro­kra­ti­siert und di­gi­ta­li­siert werden.

Was heißt das konkret? 

För­de­rung haupt­amt­li­che Lan­des­ge­schäfts­stelle Lan­des­netz­werk: Die Staats­se­kre­tä­rin für En­ga­ge­ment- und De­mo­kra­tie­för­de­rung be­tont die Be­deu­tung von haupt­amt­li­chen An­sprech­part­nern für eine nach­hal­tige De­mo­kra­tie- und En­ga­ge­ment­för­de­rung. Sie lädt dazu ein, un­ter­re­prä­sen­tierte Grup­pen mehr ein­zu­bin­den. Kon­kret ist jetzt schon, dass das Lan­des­netz­werk sich hierzu stra­te­gisch und struk­tu­rell wei­ter­ent­wi­ckeln wird. Ziel ist es, noch mehr jün­ge­res und viel­fäl­ti­ge­res En­ga­ge­ment so­wie Wirt­schaft und Ver­wal­tung ver­stärkt ein­zu­bin­den. Hierzu ist ein ge­mein­sa­mer Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­pro­zess ge­plant mit dem Ziel, ein för­der­fä­hi­ges Kon­zept für eine haupt­amt­li­che Lan­des­ge­schäfts­stelle in die­sem Jahr zu entwickeln.

Re­fi­nan­zie­rung von Frei­wil­li­gen­ko­or­di­na­tio­nen: Wie künf­tig Stel­len­an­teile für die Ko­or­di­na­tion von frei­wil­li­gen En­ga­ge­ment in För­de­run­gen und Leis­tungs­ver­trä­gen be­rück­sich­tigt wer­den, muss teil­weise erst ent­wi­ckelt wer­den. In ver­trags­ge­bun­de­nen Flücht­lings­un­ter­künf­ten und im Lan­des­pro­gramm Men­to­ring ge­schieht dies be­reits. In der Wohnungslosen‑, Be­hin­der­ten- und Al­ten­hilfe und an­de­ren En­ga­ge­ment­fel­dern bis­her noch nicht. An­ge­lehnt an Flücht­lings­un­ter­künfte könnte künf­tig auch in Ein­rich­tun­gen der Woh­nungs­not­fall­hilfe Frei­wil­li­gen­ko­or­di­na­tion fi­nan­ziert wer­den. Ein Um­set­zungs­kon­zept der LIGA für ein ent­spre­chen­des Mo­dell­pro­jekt mit wis­sen­schaft­li­cher Un­ter­su­chung der Wir­kun­gen liegt vor. Zu­dem sollte der Se­nat bei dem ge­plan­ten Qua­li­täts-Check für ver­trags­ge­bun­dene Un­ter­künfte der Woh­nungs­lo­sen­hilfe die Ein­bin­dung Frei­wil­li­gen-En­ga­ge­ments und Frei­wil­li­gen­ko­or­di­na­tion vorsehen.

Zehn neue Stadt­teil­zen­tren: Vor­aus­set­zung hier­für ist, dass die Sa­nie­rung bzw. der Bau von neuen Stadt­teil­zen­tren höchste In­ves­ti­ti­ons­prio­ri­tä­ten in den In­ves­ti­ti­ons­pla­nun­gen des Lan­des und der Be­zirke be­kom­men. Bei­spiel: Mehring­platz, ein So­zi­al­raum mit ei­nem der höchs­ten An­teile an Kin­der­ar­mut und Trans­fer­hil­fe­emp­fän­gern in Ber­lin. Hier soll ein in­klu­si­ves Stadt­teil­zen­trum ent­ste­hen. Wann die Sa­nie­rung des bau­fäl­li­gen Ge­bäu­des er­fol­gen soll, ist al­ler­dings offen.

ÖPNV-Nut­zung für Eh­ren­amt­li­che er­leich­tern: Ge­mäß der Re­gie­rungs­richt­li­nien wer­den die Er­hö­hung der An­zahl der ver­füg­ba­ren Fahr­scheine für kos­ten­freie Nut­zung des ÖPNV an­ge­strebt. In der Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung sollte die AG Ta­rife die Ta­rif­ge­stal­tung wei­ter­ent­wi­ckeln und u.a. die För­de­rung von Eh­ren­amt­li­chen bei der Be­nut­zung des ÖPNV prü­fen. Letz­te­res würde eine struk­tu­relle Ver­güns­ti­gung und An­er­ken­nung be­deu­ten im Ge­gen­satz zur punk­tu­el­len Ver­gabe von Einzeltickets.

Ei­nige zen­trale Hand­lungs­emp­feh­lun­gen der En­ga­ge­ment­stra­te­gie sind be­nannt und sol­len um­ge­setzt wer­den. Dies spie­gelt sich in den Re­gie­rungs­am­bi­tio­nen wie­der. Da­zu­ge­hö­rige Maß­nah­men, die Ver­ant­wort­lich­kei­ten und die Fi­nan­zie­rung müs­sen al­ler­dings noch wei­ter kon­kre­ti­siert wer­den und sich be­reits im Dop­pel­haus­halt 2022/2023 wiederfinden.

 

Bei­trag erst­mals er­schie­nen im Ma­ga­zin „Wir für Ber­lin“ des Uni­onhilfs­werk, Aus­gabe 114, April 2022, S. 16–17, https://www.unionhilfswerk.de/ueber-uns/unser-magazin.html

Ver­öf­fent­li­chung mit freund­li­cher Ge­neh­mi­gung der Stif­tung Uni­onhilfs­werk Berlin.

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blogbeitrag
zu­letzt über­ar­bei­tet 08.06.2022

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