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Lustvoll leben mit 80+

Veröffentlicht am 23.10.2023

von Eveline Harder, ehrenamtliche Redakteurin des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin

Dieses Jahr lautete das motivierende Motto der Tagung „Lustvoll leben mit 80+“. Das inspirierende Thema bot den Zuhörer:innen, analog in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin wie auch digital, viele neue Aspekte, wie man als Hochaltrige:r das Leben noch genießen kann.

Foto: Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie

Zuerst sprach per Videoschaltung aus Wien, die Ehrenvorsitzende Fachgesellschaft Palliative Geriatrie, Professorin Dr. Marina Kojer, in ihrem Grußwort darüber, wie man das Leben als alter Mensch freudvoll gestalten kann. Sie berichtete aus ihrer eigenen Erfahrung, wie sie mit den Einschränkungen des Alters umgeht und wünschte sich mehr Respekt gegenüber den älteren Mitbürger:innen, damit ein gutes Leben bis zuletzt möglich ist und die Würde gewahrt bleibt.

Über vier Themen soll berichtet werden. Professor Dr. Otfried Höffe aus Tübingen sprach über „Die hohe Kunst des Alterns – eine kleine Philosophie des guten Lebens“. Er begann mit einem Ausspruch Hermann Hesses: „Mit der Reife wird man immer jünger“. Um seine Vitalität nicht zu verlieren, empfiehlt er die vier L: Laufen – Lernen – Lieben – Lachen. Wer sich altersgerechten Interessen zuwendet, dem gelingt es, ein gutes Leben zu führen. Wir sind nicht so alt im Kopf, wie der Körper aussieht – ein Resümee des über 80-jährigen Vortragenden.

Einen weiteren Vortrag hielt die Sexualtherapeutin und -assistentin Stephanie Klee aus Köln mit dem Titel „Nur einmal streicheln bitte“. Die Bedürfnisse alter und behinderter Menschen sind nicht beschränkt auf „sauber, satt und trocken“. Viele Bedürfnisse gehören zum Überleben, nämlich der Hautkontakt, die Berührung und die Streicheleinheiten. Stephanie Klee berichtete aus ihrem Arbeitsalltag in Pflegeheimen. Jeder Mensch habe ein Recht auf Sexualität im Alter. Doch da die Betten in den Heimen 80 cm breit sind, stellt sich eine sexuelle Betätigung mehr oder weniger als schwierig dar. Daher werden von den Pflegeheimen zum Teil Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Die Kosten der Sexualassistentin werden von den Kassen übernommen.

Ganz spannend war der Vortrag über „Futility“ von Dr. Sebastian Schiel aus Fulda. Futility bedeutet Übertherapie und Überdiagnostik in der Medizin. Dazu ist festzuhalten, dass Patienten und nicht die Laborwerte behandelt werden. Deutschland ist weltweit an erster Stelle für Blutabnahmen. Dr. Schiel zeigte dann die Ursachen der Übertherapie auf und stellte fest: Der Patient ist kein Kunde, das Krankenhaus kein Wirtschaftsunternehmen. Nur in Absprache mit dem Patienten werden Therapien festgelegt. Er beendet das Referat mit dem Ausspruch von Prof. Dr. Wilfred Druml aus Wien: „Man muss viel wissen, um wenig zu tun.“

Dr. Roland Kunz aus Zürich erläuterte dann in seinem Vortrag „Therapiezieländerungen in der Palliativen Geriatrie“ der Fachgruppe Palliative Geriatrie, ein Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Er legte dar, dass das Behandlungsziel gemeinsam mit dem alten Menschen festgelegt wird und nicht nur nach Diagnosen. Oberste Priorität ist der Wille des Patienten.

Foto: Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie 

Für den Nachmittag wurden vier Sessionen angeboten. „Menschen mit Demenz“ war mein Favorit. Hedwig Neu aus Speyer ging ganz praxisnah vor und übte mit den Teilnehmer:innen Zentrieren, Paraphrasieren und Mitschwingen. Anschließend berichtete Christine Vogt, Theaterpädagogin aus Berlin, über ihre Arbeit mit dem Demenz-Theater PAPILLONS und die Fähigkeit, am Leben teilzunehmen. Sie gab einen spannenden Einblick in ihr Aufgabengebiet. Ein gelungener Abschluss der Fachtagung.

Am 14. Oktober 2024 findet die 19. Fachtagung statt mit dem Titel „Aktiv gegen Einsamkeit im Alter und im Sterben“.

Ein großer Dank geht an Dirk Müller, MAS Palliative Geriatrie Berlin, und Birgit Krug, die wie jedes Mal diese Tagung vorbereiteten und durchführten.

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