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Empowerment für Menschen mit Behinderung

Veröffentlicht am 24.09.2020

von Eveline Harder

Franziska Keil und Michel Han engagieren sich in der Beratungsstelle FROZEN. Foto: Astrid Goeke

Im August hatte ich die Möglichkeit, ein längeres Telefoninterview mit Astrid Goeke, Koordinatorin im Betreuten Einzelwohnen des UNIONHILFSWERK, eines großen sozialen Trägers in Berlin, zu führen. Sie leitet seit 2018 (Gründung) auch die Beratungsstelle FROZEN vom Unionhilfswerk. FROZEN ist eine Vertrauensstelle für Menschen mit Behinderung, die Ungerechtigkeiten oder sexuelle Gewalt erlebt haben. Zwei Mitarbeiter stehen ihr zur Seite: die Frauenbeauftragte Franziska Keil und der ehrenamtliche Männerbeauftragte Michel Han. Die Mitarbeiter kennen sich persönlich mit der Thematik aus und haben selbst eine Behinderung. Ziel ist es, dass sich behinderte Menschen an jemanden wenden können, der sie nicht nur theoretisch versteht und ihnen helfen kann, sondern der ihre Belange und Lebensumstände kennt.

Zurzeit ist man dabei, das Projekt FROZEN in allen Einrichtungen und Heimen des UNIONHILFSWERK vorzustellen, um den Beteiligten Hilfe anzubieten. So kommen Kontakte zustande und Einzeltermine können vergeben werden. Allgemein werden Sprechstunden jeden 1. Mittwoch im Monat von 15 bis 17 Uhr in der FROZEN Vertrauens- und Beratungsstelle in der Bochumer Straße 26, 10555 Berlin angeboten.

Menschen mit Behinderungen haben es schwerer, sich zu wehren, erleben manchmal sexuelle Gewalt schon von klein auf. Körpergrenzen werden aufgrund der Behinderung überschritten und Übergriffe passieren im normalen Alltag. Kognitiv sind einige auch nicht in der Lage, die übergriffige Situation einzuordnen und zu verhindern. Es können Probleme mit Kollegen oder dem Vater auftreten und ein Gewaltpotential in der Familie herrschen. Die sogenannte „Schattenpandemie“ verstärkt die Spannung zu Hause. Es gibt keine Fluchtmöglichkeiten für die Betroffenen, das Abgrenzungspotenzial ist gering und die Scham hoch, sich hier zu öffnen und darüber zu sprechen. Damit das nicht vertuscht wird, soll den Betroffenen gezeigt werden, wie sie aus der Misere herauskommen.

Hier zu vermitteln, „nein“ zu sagen und sich abzugrenzen ist die Aufgabe der Frauen- und des Männerbeauftragten in diesem Bereich. Sie wollen das Selbstvertrauen der Betroffenen stärken, damit diese erkennen, was der nächste Schritt sein kann, wo sie Hilfe finden und welche Beratungsstellen sie einschalten können.

Weitere Informationen zum Thema gibt es hier: https://blog.unionhilfswerk.de/360-grad/nein-heisst-nein-warum-wir-uns-in-der-behindertenhilfe-mit-sexualisierter-gewalt-beschaeftigen-muessen/

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blogbeitrag von Eveline Harder
zuletzt überarbeitet 24.09.2020

 

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