Redakteurin auf Tour

Tour de Pal­lia­tiv – eine pal­lia­tiv­ger­ia­tri­sche Stadtrundfahrt

Von Eve­line Harder

Fo­tos: Pa­tri­cia Ka­lisch, Da­niel Troll (vom Flyer Hos­piz­dienst Pal­lia­tive Ger­ia­trie Nord 01/2017)

Am 27. Sep­tem­ber nahm ich an der Tour de Pal­lia­tiv vom Kom­pe­tenz­zen­trum Pal­lia­tive Ger­ia­trie (KPG) des Uni­onhilfs­werks teil. Un­sere Gruppe von 20 Teilnehmer/innen traf sich um 10 Uhr in der ers­ten An­lauf­stelle, dem Hos­piz­dienst Pal­lia­tive Ger­ia­trie Nord in der Schlie­per­straße 75 in Berlin-Tegel.

Bir­git Krug und Frau Wiebe Scheer be­grüß­ten uns. Frau Scheer er­läu­terte das Kon­zept des am­bu­lan­ten Hos­piz­diens­tes in Te­gel, der seit mehr als zehn Jah­ren dort an­säs­sig ist. Zwei Haupt­amt­li­che in Teil­zeit und 35 eh­ren­amt­li­che Mitarbeiter/innen sind dort tä­tig und en­ga­gie­ren sich vor­ran­gig für den Be­zirk Rei­ni­cken­dorf. Ster­be­be­glei­tung heißt: Da sein, sich Zeit neh­men, Ge­bor­gen­heit und Si­cher­heit schaf­fen, Be­geg­nun­gen er­mög­li­chen. Die An­ge­bote des Hos­piz­diens­tes sind kos­ten­frei. Die Ar­beit wird von den Kran­ken­kas­sen be­zu­schusst. Der Dienst ist auf Spen­den an­ge­wie­sen. Die Ein­rich­tung in der Schlie­per­straße hat sich be­währt und wird gut angenommen.

An­schlie­ßend ging es fuß­läu­fig zum Jo­han­ni­ter-Stift Ber­lin Te­gel in der Ka­ro­li­nen­straße 21. Dort be­grüßte uns die Pfle­ge­dienst­lei­te­rin Na­ta­scha Spei­cher. Das Motto der Jo­han­ni­ter ist „Kranke zu pfle­gen, sich der Schwa­chen an­zu­neh­men und für den christ­li­chen Glau­ben ein­zu­ste­hen“. Es folg­ten In­for­ma­tio­nen zur Ge­schichte und zur Ver­brei­tung des Or­dens in Deutsch­land. Te­gel wurde 2013 er­öff­net, ver­fügt über 31 Woh­nun­gen (10 Euro/qm), vier Wohn­be­rei­che für zu pfle­gende Be­woh­ner, ei­nen Krip­pen­be­reich und eine Kita. Für die De­menz­kran­ken ist es ein of­fe­nes Haus, kein Weg­schlie­ßen. Eine Haus­ärz­tin be­treut die Be­woh­ner. Das Haus ist über­aus be­liebt, herr­lich ge­le­gen und wun­der­schön ge­stal­tet. „Wir se­hen uns als das letzte Zu­hause“, äu­ßerte sich die Lei­te­rin. Ge­rade in der prä­fi­na­len Phase ist hier eine in­ten­sive Pflege ge­ge­ben. Die War­te­liste ver­zeich­net 800 An­mel­dun­gen. Teil­neh­mer der Gruppe war Eck­hard Fed­der­sen, der Ar­chi­tekt die­ses Hau­ses, der es nach der Er­öff­nung 2013 nun wie­der besuchte.

Von der Ka­ro­li­nen­straße ging es dann per Bus zu Otto Berg Be­stat­tun­gen in die Re­si­denz­straße 68. Hier emp­fing uns der Ge­schäfts­füh­rer Cars­ten Pohle, der Ur­en­kel von Otto Berg. Ein Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men seit 1879. Die Ver­an­stal­tung fand wie im­mer in der Ka­pelle statt. Viele Ker­zen leuch­te­ten, ein Sarg stand flo­ris­tisch aus­ge­stal­tet dort. Herr Pohle stellte das Un­ter­neh­men vor und be­ant­wor­tete die Fra­gen aus der Gruppe: Darf auf Wunsch­klei­dung des Ver­stor­be­nen be­stan­den wer­den (Uni­form, Tau­cher­an­zug, Hoch­zeits­kleid). Kann die Asche ver­streut wer­den, und wie wer­den See­be­stat­tun­gen durch­ge­führt. Und wie be­an­trage ich, ei­nen Dia­mant­ring aus der Asche her­stel­len zu las­sen und zu er­hal­ten (nicht in Deutsch­land, je­doch in der Schweiz). Eine neue Ent­wick­lung bahnt sich durch Fri­days for fu­ture an: es wer­den öko­lo­gi­sche Be­stat­tun­gen ge­wünscht (En­er­gie­ein­spa­rung u. a.). Herr Pohle be­ant­wor­tete alle Fra­gen aus­führ­lich und ein­ge­hend. Ein Rund­gang durch die Aus­stel­lungs­räume schloss sich an. Den Ab­schluss bil­dete wie ge­wohnt ein klei­ner Imbiss.

Nun fuh­ren wir zum letz­ten Stand­ort der Tour, ins So­zi­al­werk Ber­lin e. V., Stadt­teil­zen­trum Käte-Tre­sen­reu­ter-Haus, ein Al­ten­selbst­hil­fe­zen­trum in der Hum­boldt­straße 12 in Gru­ne­wald. Die Vor­sit­zende des Vor­stands, Mar­git Hank­e­witz, er­war­tete uns. Bei Kaf­fee und köst­li­chem Ku­chen stellte sie das Haus vor, das von ca. 100 eh­ren­amt­li­chen Mitarbeitern/innen be­wirt­schaf­tet wird. Der Ver­ein be­steht seit knapp 50 Jah­ren, ver­fügt über mehr als 26 In­ter­es­sen­kreise, bie­tet kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen, Film-Nach­mit­tage, Le­sun­gen und das Er­zähl-Café an. Für je­den Ge­schmack ist et­was da­bei. Eine Haus­füh­rung schloss sich an. Ein wun­der­schö­nes Haus für ak­tive Se­nio­rin­nen und Se­nio­ren, das auf gro­ßes In­ter­esse stieß.

Die Quint­essenz des Ta­ges: „Es geht nicht darum, dem Le­ben mehr Tage zu ge­ben, son­dern den Ta­gen mehr Le­ben.“ Ci­cely Saunders

Die Tour de Pal­lia­tiv fand im Rah­men des Hos­piz­herbs­tes 2019 statt, der am 23. Sep­tem­ber be­gann. Noch bis zum 24. No­vem­ber gibt es zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen. In­for­ma­tio­nen zum Pro­gramm gibt es un­ter: https://www.hospizwoche.de.

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blog­bei­trag von Eve­line Harder
zu­letzt über­ar­bei­tet 27.09.2019

 

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