Corona zeigt: Engagement ist systemrelevant

Ein­drü­cke von der 54. Mit­glie­der­ver­samm­lung des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment Berlin

Von Hel­mut Herold

Hel­mut He­rold im Ge­spräch mit Ju­lia Hudy, AK­TI­VOLI-Lan­des­netz­werk Hamburg

Was für eine Pre­miere: Co­ro­nabe­dingt fand die 54. Mit­glie­der­ver­samm­lung des Lan­des­netz­werks Bür­ger­en­ga­ge­ment Ber­lin erst­mals di­gi­tal statt. 37 Teilnehmer/innen hat­ten sich zur Vi­deo­kon­fe­renz ein­ge­loggt. Trotz räum­li­cher Tren­nung wurde rege dis­ku­tiert und die um­fang­rei­che Ta­ges­ord­nung bewältigt.

Zu­nächst stand die Frage im Raum, wie die Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­tio­nen mit den Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie zu­recht­ge­kom­men sind. Im Gro­ßen und Gan­zen recht gut. In ei­ni­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen habe es kurz­zei­tig eine Schock­starre ge­ge­ben. Doch re­la­tiv schnell wur­den neue, di­gi­tale For­men der Ar­beit und Kom­mu­ni­ka­tion entwickelt.

Da­bei wurde deut­lich, dass bei den Eh­ren­amt­li­chen ein gro­ßer Ge­sprächs­be­darf herrschte. Im­mer wie­der wurde ge­fragt, wie es wei­ter­geht. Wich­tig war, den Kon­takt zu hal­ten, um nie­man­den zu ver­lie­ren. Zu­gleich musste man aber den Ein­druck ver­mei­den, dass man die Eh­ren­amt­li­chen bevormundet.

Dort, wo per­sön­li­che Kon­takte nicht mehr mög­lich wa­ren, wur­den zum Bei­spiel Briefe ge­schrie­ben. So in­for­mierte Dag­mar Wehle vom So­zi­al­ver­band VdK über die Ak­tion Pin­sel­post, bei der Bil­der und Briefe für Be­woh­ner von Pfle­ge­hei­men ent­stan­den (https://www.vdk.de/berlin-brandenburg/pages/vdk-zeitung/79818/farbenfroh_kreativ_und_bunt#galerie/image/0).

Und Do­ro­thee Adolph von der Schmid-Stif­tung (https://www.schmid-stiftung.org/wie-sie-sich-beteiligen/netzwerkmitglied-isb/start-regionalbuero-berlin/) be­rich­tete, dass ein Fo­rum zur Or­ga­ni­sa­ti­ons-Ent­wick­lung auch di­gi­tal gut funk­tio­nierte. Dar­aus er­gebe sich die Frage, mit wel­chen The­men man auch künf­tig im di­gi­ta­len Raum blei­ben könne und bei wel­chen The­men Prä­senz er­for­der­lich ist.

Doch nicht im­mer war die Um­stel­lung auf Di­gi­tal pro­blem­los mög­lich. Ge­rade die Ar­beit mit ge­flüch­te­ten Men­schen wurde er­schwert, weil in den Un­ter­künf­ten die di­gi­tale Aus­stat­tung (WLAN, Ge­räte) un­zu­rei­chend ist.

Aus Ham­burg nahm Ju­lia Hudy vom Ak­ti­voli-Lan­des­netz­werk an der Mit­glie­der­ver­samm­lung teil. Sie be­rich­tete, dass ihr Lan­des­netz­werk eine Ko­ope­ra­tion mit Code for Ham­burg (https://codeforhamburg.org/#/) ge­sucht hatte, de­ren Mit­glie­der Ver­eine kos­ten­los be­rie­ten, wie sie di­gi­tale An­ge­bote ent­wi­ckeln und nut­zen kön­nen. Ihr Vor­schlag: schaut doch mal, ob es so et­was auch in Ber­lin gibt. Na klar, gibt es https://www.codefor.de/berlin/.

Fa­zit: Die Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­tio­nen ha­ben nach We­gen ge­sucht, wie sie trotz der Kon­takt­be­schrän­kun­gen ihre An­ge­bote auf­recht­erhal­ten kön­nen. Man­ches ge­lang gut, an­de­res nicht so gut, ei­ni­ges ging gar nicht. Die Pan­de­mie hat für ei­nen star­ken Schub ge­sorgt, di­gi­tale For­men der Ar­beit und Kom­mu­ni­ka­tion zu ent­wi­ckeln. Ge­zeigt hat sich aber auch (wie­der mal), dass das En­ga­ge­ment der Zi­vil­ge­sell­schaft sys­tem­re­le­vant ist.

Zwei­tes gro­ßes Thema der Mit­glie­der­ver­samm­lung war die Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie. 2019 wa­ren im Lan­des­netz­werk Leit­li­nien ent­wi­ckelt wor­den, die eine Grund­lage für die Ber­li­ner En­ga­ge­ment­stra­te­gie bil­den. In die­sem Jahr fan­den und fin­den dazu The­men­fo­ren statt. Un­ter­stützt wird die Ent­wick­lung der Stra­te­gie durch ein Be­gleit­gre­mium, dem vom Lan­des­netz­werk To­bias Baur und Da­niel Bü­chel so­wie von der Lan­des­frei­wil­li­genagen­tur Ca­rola Schaaf-De­richs an­ge­hö­ren. Im Ok­to­ber soll die En­ga­ge­ment­stra­te­gie fer­tig sein. Schon jetzt ist klar: Das Be­gleit­gre­mium soll die Um­set­zung der Stra­te­gie ak­tiv be­glei­ten. Als Zeit­ho­ri­zont sind fünf Jahre im Ge­spräch. Mehr In­for­ma­tio­nen gibt es auf https://www.berlin.de/buergeraktiv/beteiligen/engagementstrategie/.

Wei­tere Punkte der Mit­glie­der­ver­samm­lung wa­ren die Vor­stel­lung von zwei neuen Mit­glie­dern: der Ver­ein Morus (https://www.morus14.de/ueber-uns) und der Ver­ein Stra­ßen­fe­ger  (https://strassenfeger.org/); Be­richte aus dem Fach­kreis Frei­wil­li­gen­ma­nage­ment und dem Fach­kreis In­ter­kul­tu­relle Öff­nung so­wie die Vor­stel­lung ei­nes 7‑­Punkte-Plans zur Wei­ter­ent­wick­lung des Lan­des­netz­wer­kes. Darin wird un­ter an­de­rem vor­ge­schla­gen, drei neue Fach­kreise zu schaf­fen: 1. für Di­gi­ta­li­sie­rung und vir­tu­elle Zu­sam­men­ar­beit im bür­ger­schaft­li­chen En­ga­ge­ment, 2. für Be­zirks­netz­werke und Be­zirks­ko­ope­ra­tion und 3. für en­ga­gierte Un­ter­neh­men und Unternehmensverbünde.

Die nächste Mit­glie­der­ver­samm­lung des Lan­des­netz­werks wird am 18. No­vem­ber statt­fin­den. Dann steht die Wahl des Spre­cher­rats an, der künf­tig noch bes­ser die Viel­falt des En­ga­ge­ments in Ber­lin ab­bil­den soll.

Bi­lanz der ers­ten di­gi­ta­len Mit­glie­der­ver­samm­lung: Man kann sie wirk­lich als ge­lun­gen be­trach­ten. Re­la­tiv schnell wurde klar, dass nur der oder die je­wei­lige Sprecher/in das Mi­kro öff­nen darf (sonst er­schwert eine Fülle von Ne­ben­ge­räu­schen das Ver­ste­hen). Wort­mel­dun­gen konnte man im Chat an­kün­di­gen. Die Na­men der Redner/innen wur­den (meist) un­ten links an­ge­zeigt. Auch Aus­wär­tige (Ham­burg) konn­ten teil­neh­men. Und nie­mand musste ei­nen Mund­schutz tragen.

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blog­bei­trag von Hel­mut Herold
zu­letzt über­ar­bei­tet 23.06.2020

 

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